Warum ist der KV Alltag oft stressig?
Der kaufmännische Bereich hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Digitalisierung, schnellere Kommunikation und höhere Erwartungen haben den Druck erhöht. Viele KV Lernende und Berufstätige berichten von folgenden Stressfaktoren:
- Informationsflut: Dutzende E-Mails täglich, Teams Nachrichten und Telefonanrufe gleichzeitig
- Multitasking: Mehrere Aufgaben parallel erledigen, ständige Unterbrechungen
- Zeitdruck: Enge Deadlines, Monatsabschlüsse, Berichtstermine
- Erreichbarkeit: Die Erwartung, immer sofort zu antworten
- Doppelbelastung: Für Lernende: Betrieb, Berufsschule und Prüfungsvorbereitung unter einen Hut bringen
Warnsignale für zu viel Stress
Zeitmanagement als Stresskiller
Gutes Zeitmanagement ist im kaufmännischen Bereich Gold wert. Mit den richtigen Methoden behältst du den Überblick und reduzierst das Gefühl, von Aufgaben erschlagen zu werden.
Die Eisenhower Matrix
Teile deine Aufgaben in vier Kategorien ein:
Wichtig und dringend
Sofort erledigen. Beispiel: Deadline heute, dringender Kundenanruf.
Wichtig, aber nicht dringend
Planen und einplanen. Beispiel: Weiterbildung, langfristige Projekte.
Dringend, aber nicht wichtig
Delegieren wenn möglich. Beispiel: Routine E-Mails, unwichtige Meetings.
Weder wichtig noch dringend
Streichen oder verschieben. Beispiel: Ablenkungen, zeitfressende Nebensächlichkeiten.
Pomodoro Technik
Arbeite 25 Minuten fokussiert, dann 5 Minuten Pause. Nach vier Durchgängen eine längere Pause. So bleibst du konzentriert und vermeidest Erschöpfung.
E-Mail Zeiten festlegen
Prüfe E-Mails nur zu bestimmten Zeiten (z.B. 9 Uhr, 12 Uhr, 16 Uhr). Schalte Benachrichtigungen aus und widme dich dazwischen konzentriert deinen Aufgaben.
Tages und Wochenplanung
Nimm dir jeden Morgen 5 Minuten, um den Tag zu planen. Am Freitag 10 Minuten für die Wochenvorschau. Schriftlich festhalten erhöht die Verbindlichkeit.
Nein sagen lernen
Du musst nicht jede Zusatzaufgabe annehmen. Kommuniziere freundlich, aber klar, wenn dein Teller voll ist. Priorisiere mit deinen Vorgesetzten gemeinsam.
Entspannungstechniken für zwischendurch
Auch im hektischen Büroalltag gibt es Möglichkeiten, kurz durchzuatmen. Diese Techniken lassen sich diskret am Arbeitsplatz anwenden und helfen, akuten Stress abzubauen.
Die 4 7 8 Atemübung
Diese einfache Atemtechnik beruhigt das Nervensystem in weniger als einer Minute:
- Atme durch die Nase ein und zähle dabei bis 4
- Halte den Atem an und zähle bis 7
- Atme langsam durch den Mund aus und zähle bis 8
- Wiederhole den Zyklus 3 bis 4 Mal
Weitere schnelle Entspannungstipps
- Progressive Muskelentspannung: Spanne einzelne Muskelgruppen für 5 Sekunden an und lass dann los. Gut für Schultern und Nacken.
- Kurzer Spaziergang: Schon 5 Minuten an der frischen Luft können Wunder wirken.
- Augenentspannung: Schau alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf etwas, das 20 Meter entfernt ist (20 20 20 Regel).
- Bewusster Kaffee: Trink deinen Kaffee einmal ganz bewusst, schmecke ihn, spüre die Wärme.
"Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion."Viktor Frankl, Neurologe und Psychiater
Langfristige Strategien gegen Stress
Neben akuten Massnahmen ist es wichtig, langfristig für deine mentale Gesundheit zu sorgen. Diese Strategien helfen dir, resilienter gegenüber Stress zu werden.
Grenzen setzen zwischen Arbeit und Freizeit
Im Home Office oder mit dem Smartphone in der Tasche verschwimmen die Grenzen schnell. Aber genau diese Grenzen sind wichtig für deine Erholung.
- Definiere klare Arbeitszeiten und halte sie ein
- Schalte Arbeits E-Mails auf dem Handy nach Feierabend stumm
- Schaffe Rituale für den Feierabend (z.B. Spaziergang, Musik hören)
- Nimm deine Pausen ernst, sie sind kein Luxus, sondern notwendig
Körperliche Aktivität
Sport und Bewegung sind wissenschaftlich belegte Stresskiller. Sie bauen Stresshormone ab und setzen Endorphine frei. Du musst kein Leistungssportler werden. Schon regelmässige Spaziergänge, Velofahren oder eine Yoga Einheit machen einen Unterschied.
Soziale Kontakte pflegen
Gespräche mit Freunden und Familie helfen, Stress zu verarbeiten. Manchmal reicht es schon, sich auszutauschen und zu merken, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist.
Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist
Wenn Stress über längere Zeit anhält und du merkst, dass die üblichen Strategien nicht mehr helfen, ist es ein Zeichen von Stärke, professionelle Unterstützung zu suchen. Das kann ein Gespräch mit der Berufsberatung sein, ein Coaching oder bei anhaltenden Beschwerden auch eine Therapie.
Wenn du merkst, dass Stress dich dauerhaft belastet und klassische Entspannungsmethoden nicht mehr ausreichen, kann professionelle Begleitung helfen. Methoden wie Stressbewältigung durch Hypnose haben sich als wirksam erwiesen, um tiefliegende Stressmuster aufzulösen.
Weitere Anlaufstellen sind:
- Berufsbildende: Dein Ausbildner oder deine Ausbildnerin kann oft schon helfen, Arbeitsbelastung anzupassen
- Kaufmännischer Verband: Der kfmv bietet Beratung und Rechtsschutz für KV-Lernende und Berufstätige
- Betriebliche Beratung: Viele grössere Firmen haben interne Ansprechpersonen
- Pro Juventute (für unter 25 Jährige): Telefon 147, kostenlos und anonym
- Dargebotene Hand: Telefon 143, rund um die Uhr erreichbar
Stress ist kein Schicksal
Mit den richtigen Strategien kannst du lernen, auch in hektischen Zeiten gelassen zu bleiben. Fang heute an, eine Methode auszuprobieren.
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