Die grösste Reform der kaufmännischen Grundbildung seit zwei Jahrzehnten ist Realität. Seit August 2023 werden angehende Kaufleute nach einem völlig neuen Konzept ausgebildet. Weg von starren Fächern, hin zu praxisnahen Handlungskompetenzen. Weg von B und E Profilen, hin zu flexiblen Optionen. Die SKKAB (Schweizerische Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs und Prüfungsbranchen) hat diese Reform über Jahre vorbereitet. Hier erfährst du alles, was du über die neue KV Lehre wissen musst.
Was hat sich geändert?
Die Reform hat die kaufmännische Ausbildung grundlegend umgestaltet. Im Zentrum steht neu die Handlungskompetenz: Lernende sollen nicht mehr nur Wissen anhäufen, sondern konkrete berufliche Situationen bewältigen können. Das verändert, wie in Betrieb und Schule gelernt wird.
Früher
- B Profil und E Profil
- Fächer wie W&G, IKA, Sprachen
- Prüfungsdauer: 11 Stunden
- Schriftliche Prüfungen auf Papier
- Fachkompetenz im Fokus
Heute
- Ein einheitliches Profil mit Optionen
- 5 Handlungskompetenzbereiche
- Prüfungsdauer: 4¾ Stunden
- Digitale Prüfungen
- Handlungskompetenz im Fokus
Die 5 Handlungskompetenzbereiche
Statt klassischer Schulfächer gibt es jetzt fünf Handlungskompetenzbereiche. Diese bilden ab, was Kaufleute in der Praxis können müssen:
- Handeln in agilen Arbeits und Organisationsformen: Flexibel auf Veränderungen reagieren, in Projekten arbeiten, sich selbst organisieren.
- Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld: Kommunizieren, zusammenarbeiten, Netzwerke pflegen.
- Koordinieren von unternehmerischen Arbeitsprozessen: Abläufe verstehen, planen und optimieren.
- Gestalten von Kunden und Lieferantenbeziehungen: Kundenorientiert handeln, Beziehungen aufbauen und pflegen.
- Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt: Digitale Tools nutzen, Daten analysieren, IT verstehen.
Praxisnäher denn je
Die neue Struktur zwingt Betriebe und Schulen zu engerer Zusammenarbeit. Praxisaufträge aus dem Betrieb werden in der Schule reflektiert, schulisches Wissen wird im Betrieb angewendet. Das macht die Ausbildung deutlich praxisnäher.
Die 4 Optionen
Die alten B und E Profile wurden durch ein einheitliches Profil mit Wahlmöglichkeiten ersetzt. Im zweiten und dritten Lehrjahr wählst du zwei Wahlpflichtfächer und eine von vier Optionen:
Digitale Prüfungen
Ein Meilenstein der Reform ist die Digitalisierung des Qualifikationsverfahrens. Ab 2025 werden die EBA Prüfungen digital durchgeführt, ab 2026 folgen die über 12000 EFZ Lernenden. Die Prüfungen sind auf die fünf Handlungskompetenzbereiche ausgerichtet, und die Gesamtdauer wurde massiv verkürzt.
Das bedeutet: Weniger stumpfes Auswendiglernen, mehr anwendungsorientierte Aufgaben. Die Prüfungen simulieren reale Arbeitssituationen, die du am Computer bewältigen musst.
Was bedeutet das für dich?
Wenn du jetzt eine KV Lehre beginnst oder gerade absolvierst, profitierst du von einer Ausbildung, die besser auf die moderne Arbeitswelt vorbereitet. Du lernst nicht nur Fachwissen, sondern entwickelst Kompetenzen, die du direkt anwenden kannst. Bei Fragen zur Ausbildung oder deinen Rechten als Lernende hilft der Kaufmännische Verband Schweiz.
Die Reform verlangt mehr Eigenverantwortung. Praxisaufträge erfordern, dass du selbständig arbeitest und reflektierst. Gleichzeitig hast du mehr Gestaltungsspielraum bei der Wahl deiner Vertiefung.
Fazit
Die neue KV Lehre ist ein mutiger Schritt in die Zukunft. Sie macht die kaufmännische Ausbildung praxisnäher, digitaler und flexibler. Natürlich braucht jede grosse Reform Zeit, bis alles reibungslos läuft. Aber die Richtung stimmt: Das KV wird fit gemacht für eine Arbeitswelt, in der Handlungskompetenz wichtiger ist als reines Wissen.